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Kai Sand

Was macht eigentlich Jens Gerlach?

Er war der Mittelfeldmotor seiner Vereine

Saison 1992/1993 Düsseldorf – FC Carl Zeiss Jena 2:2 Fußball 2. BL Herren

Er war der Mittelfeldmotor seiner Vereine, ein Hans Dampf mit Ecken und Kanten.

Einer an dem man sich reiben konnte, oft unbequem aber immer gerade aus.

Jens Gerlach, kurz genannt Gerle, begann 1976 bei der BSG Motor Vorwärts Oschersleben seine Fußball Laufbahn. Mit 12 Jahren wechselte er in die Jugend vom  1. FC Magdeburg.1988 kam er mit nur 18 Jahren bereits auf  50 Spiele in der DDR-Oberliga für die Elbestädter. 1991 wechselte der 1,73 Meter große Mittelfeldspieler zum FC Carl Zeiss Jena.

Dort spielte er drei Jahre in der 2. Bundesliga. Nach dem Abstieg 1994 wurde im darauffolgenden Jahr der direkte Wiederaufstieg geschafft. Gerlach verließ 1995 den Verein und wechselte zum SV Waldhof Mannheim um nach zwei Jahren wieder nach Jena zurückzukehren.

Nach dem Abstieg 1998 ging er zum 1. FC Saarbrücken wo er schnell zum Publikumsliebling wurde und ein Mitgarant für den Aufstieg 2000.

Nach 2 Jahren in der Landeshauptstadt wechselte er an die Kaiserlinde zur SV Elversberg, denen er 5 Jahre treu blieb.

Zum Abschluss seiner Karriere spielt er von 2005 bis 2013 beim VfB Dillingen in der Saarlandliga.

28.09.1997 Jens Gerlach setzt zum Volley an, im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (FC Carl Zeiss Jena) Saison 1997/1998

Lieber Jens, Wie geht es dir?

Danke der Nachfrage, mir geht es soweit ganz gut. Ich hatte am 4.05. diesen Jahres einen Hüft OP aber es geht mir gut.

Was machst du seit deiner Zeit nach dem Fussball?

Ich arbeite bei der Dillinger Hütte und bin beim VFB Dillingen tätig. Ich trainiere unter anderem die E Jugend. In den letzten 5 Jahren haben wir im Jugendbereich was richtig geiles aufgebaut und haben zur Zeit knapp 200 Kinder im Verein.

Du hast in Jena, in Magdeburg, in Mannheim, in Saarbrücken und in Elversberg gespielt. Hast du noch in irgendeiner Art eine Verbindung zu diesen Vereinen?

Klar kuckt man man die Sportarena oder liest in der Zeitung wie es beim FC oder bei der SVE so läuft. Einen richtigen Bezug habe ich allerdings nur zum 1.FC Magdeburg. Da habe ich noch Kontakte zu mehreren aus dem Verein und habe bis Corona kam am alljährlichen Traditionstunier von Magdeburg mitgespielt.

Verfolgst du den Saarländischen Fussball noch Live im Stadion?

Selten, wenn es meine Zeit zulässt , dann  Ja. Ich habe alles quasi vor der Haustür.

Würdest du zurückblickend alles nochmal genauso tun oder denkst du manchmal dies oder das würde ich heute anders machen?

Klingt hart aber ich hätte nicht von Jena weg gehen sollen. Ich glaube rückblickend das es vernünftiger gewesen wäre noch 1- 2 Jahre dort zu bleiben. Das geht nicht gegen die Menschen in Mannheim oder im Saarland, ich hatte dort eine super Zeit. Nur heute würde ich das so nicht mehr machen.

Du warst  und bist ja ein Mensch der das Herz auf der Zunge trägt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Der ein oder andere würde dich vielleicht als unbequem bezeichnen. Wie siehst du das?

Ich will dir mal was sagen, Fussball ist das dreckigste Geschäft überhaupt und da tut die Wahrheit sehr weh.

Viele können damit nicht umgeht und sind es nicht gewohnt das man Dinge direkt knallhart anspricht und nicht um den heißen Brei redet. Ich sage nicht das ich alles richtig gemacht habe aber ich war immer gerade aus.

Ein kleines Beispiel:

Wir sind im Jahr 2000 unter Klaus Toppmöller in die 2. Liga aufgestiegen. Ich war einer der Publikumslieblinge, hatte in der Aufstiegssaison bis auf zwei alle Spiele bestritten und war erst 30 Jahre alt. Ich bekam aber keinen neuen Vertrag! Weißt du warum?! Ich weiß es nämlich auch nicht. Es hat einfach keiner mehr mit mir gesprochen, niemand. Weder der Trainer noch sonst ein Funktionär redete mit mir. Hartmut Ostermann war damals längere Zeit im Urlaub an den konnte ich mich nicht wenden.

Hattest du eigentlich ein Vorbild im Fussball?

Ja klar , ich war begeistert von den Spielen von Thomas Hässler und Pierre Littbarski. Es hat einfach Spaß gemacht denen zuzuschauen aber auch Jürgen Pommerenke, der war aber eher im Osten ein Begriff.

An welches Ereignis erinnerst du dich am liebsten und was würdest du am liebsten ungeschehen machen?

Ganz klar, der Aufstieg mit Jena in die 2. Liga 1998, das war ein tolles Jahr. 1993 war aber auch geil, als wir in der 2. Runde des DFB Pokals bei Borussia Dortmund mit 1.0 gewannen. In der 3. Runde gewannen wir dann 3:2 bei Bayer Uerdingen und im Achtelfinale 1:0 daheim gegen Wattenscheid.

Dann kam das Viertelfinale am 30.11.93 zuhause gegen Rot/Weiss Essen. Es hat die ganze Nacht geschneit wie verrückt, ich glaube wir hatten 20cm Schnee auf dem Platz. Da wir unbedingt an diesem Tag spielen wollten mobilisieren wir Mann und Maus um dem Platz zu räumen, Fans, Spieler, Angestellte vom Verein alle halfen und wollte diese Spiel. Naja, wir verloren 5:6 im Elfmeterschießen. Vielleicht wäre ein anderer Tag doch besser gewesen ( lacht )

Der Fußball aus deiner Zeit und der Fußball von heute hat sich ja sehr geändert, vor allem das drum herum, die sozialen Medien zb spielen eine sehr grosse Rolle, alles ist gläsern. Bist du froh das du vor dieser Zeit aktiv warst ?

Absolut!! Im Internet reißt jeder den Mund auf, weiß alles besser oder beilegt dich und deine Familie. Von Angesicht zu Angesicht sind sie dann kleinlaut, würden sich niemals so Äußern. Anonym im Internet sind alle ganz groß. Die Medien, also Zeitungen oder so die können dich ganz groß machen und einen Tag später ganz klein, da hast du keine Chance. Du musst versuchen das nicht an dich heranzulassen.

Ich habe es selbst erlebt. Ich war immer sehr beliebt bei den Zeitungen, ich musste immer herhalten.

Egal ob man einen Held oder einen Sündenbock brauchte, Ich war immer für eine Story gut. ( lacht )

Jens Gerlach 2022 vor seinem Stamm Café

Bild1 und 2: Imago

Bild3: FNS

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