Jan Sebastian Bach
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Schiedsrichter-Skandal im Saarland: Es wird einfach so weiter gehen

Verband äußert sich erstmals ohne wirkliche Antworten zu liefern

Saarbrücken. Der Verbandsvorstand äußerte sich in einer Stellungnahme erstmals zum Schiedsrichters-Skandal im Saarland. Wer jetzt hier klare Antworten, ein Umdenken, eingestehen von Fehlern oder Reformen erwartete, wurde bitter enttäuscht. Was weiterhin enttäuschend ist, ist, dass der Verbandsvorstand auf das erste Verfahren was ein langjähriger Fußball Funktionär, u.a. wegen Nötigung, betrifft mit keinem Wort erwähnt. Hier berichtete bereits Fußball-News Saarland, am 18. Juli 2023 exklusiv über die schweren Vorwürfen gegen einen Funktionär, der immer wieder auffällig wurde in den letzten Jahren. Trotzdem reagierte hier der Verband überhaupt nicht, zog keine Konsequenzen und ließ den Funktionär ganz normal im Amt. Der Verbandsschiedsrichterausschuss ließ ihn sogar ganz normal als Beobachter auf den Sportplätzen. Erst mit Bekanntwerden des zweiten Vorfalles im November 2023 gegen denselben Funktionär und einen Schiedsrichter wurde endlich ein Funktionärsverbot ausgesprochen.

In der nun ausgegebenen Stellungnahme des Verbandsvorstandes wird lediglich erneut auf die Gewaltenteilung im Verband hingewiesen „die Unabhängigkeit unserer Sportgerichtsbarkeit ist für uns seit jeher ein hohes Gut und hat sich seit Jahrzehnten bewährt.“ Weiterhin heißt es: „Der SFV, seine Mitgliedsverbände, ihre Mitgliedsvereine und Tochtergesellschaften sowie die Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Funktionsträger und Einzelmitglieder bekennen sich zu den Grundsätzen der Integrität, Loyalität, Solidarität und Fairness und sorgen für die Einhaltung dieser Grundsätze und für Ordnung und Recht im Fußballsport. Deshalb bedauern wir jedes unsportliche sehr Verhalten, so auch im Falle der Schiedsrichterin, die hiervon betroffen war.“

Ob sich nun von Anfang an um diese Schiedsrichterinn gekümmert wurde und den Opfern Hilfe angeboten wurde, dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen. Der Verband erläuterte hierzu in seiner Stellungnahme, dass mehrfach versucht wurde mit der Schiedsrichterin durch Vizepräsident Alt und Verbandsschiedsrichterobmann Braun in Kontakt zu treten, aber Gespräche teilweise ausgeschlagen wurde. Hierzu äußerte sich die betroffene Schiedsrichterin mehrfach und schilderte eine andere Sichtweise. Fraglich in diesem Zusammenhang ist warum nur Männer versucht haben hier in Kontakt zu treten in so einer pikanten Angelegenheit. Eine unabhängige Anlaufstelle für sowas sucht man im Saarfussballverband vergebens.

Ansonsten wirkt die Stellungnahme des Verbandsvorstandes nun so, dass man jetzt einfach ganz normal zur Tagesordnung übergehen wird, obwohl viele Fragen in diesem Skandal offenbleiben. Eine pikante Tatsache wurde erst in den letzten Tagen bekannt, so wurde der junge beschuldigte Schiedsrichter bei der Ehrenamtsgala des Verbandes noch als „junger Held“ ausgezeichnet, obwohl da bereits das Verfahren vor der Spruchkammer lief. Gegenüber allen Ehrenamtlichen im Saarfußball ein schwerer Schlag ins Gesicht.

Dringend reformbedürftig wurde in diesem Zusammenhang auch der § 44 Abs. 1 der SFV-Rechtsordnung, „Vergehen jeder Art gegen die Verbandssatzung und die Ordnungen, die erst nach Ablauf von drei Monaten nach Ihrer Begehung oder nach Beendigung des Spieljahres zur Strafverfolgung gemeldet werden, nur noch mit Verwarnung, Verweis oder Geldstrafe geahndet werden“. Warum diese Reform nicht schnellstmöglich angestoßen und bereits beim außerordentlichen Verbandstag demnächst in Theley behandelt wird, ist eins der aktuellsten Rätsel.

Mutige Visionen, Untersuchungen von Verbandsstrukturen, neue Ideen… wären dringend erforderlich, aber der aktuelle Verbandsvorstand macht einfach so weiter wie seine Vorgänger. Es wird schon gut gehen, wir machen einfach so weiter…

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