Saarbrücken. Wie der saarländische Fußballverband (SFV) mitgeteilt hat ist im Verfahren eines Schiedsrichterfunktionärs (2 Verfahren anhängig) und eines Schiedsrichters (wir berichteten) der Hauptverdächtige von allen seinen Ämtern zurückgetreten und somit wurde das Sportverfahren gegen ihn eingestellt. Es handelte sich dabei um ein Obmann eines Kreises, der auch Vorsitzender eines Fußballvereines ist. Der zweite Schiedsrichter, der insbesondere bei den vulgären WhatsApp Nachrichten gegen eine Schiedsrichterin in den Mittelpunkt geraten ist, könnte das Verfahren wegen Verjährung vor dem Sportgericht eingestellt werden. Eine Entscheidung hat sollen am 29.02.2024 gefällt werden, aber die lässt weiter auf sich warten. Der Fußballverband verweist auf die Unabhängigkeit und freie Entscheidung seiner Spruchkammer. Aber macht sich hier der Verband es nicht zu einfach und geht man jetzt einfach so zur Tagesordnung wieder über? Dieser Skandal muss aufgearbeitet und die Lehren daraus gezogen werden. Dies ist der Verbandvorstand gegenüber seinen knapp 1.000 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter schuldig.
Viele von denen fragten sich in den letzten Wochen, wie konnte es überhaupt so weit kommen. Gegen den Hauptangeklagten gab es in den letzten Jahren immer wieder Probleme und Unstimmigkeiten. Immer wenn es Ärger bei den Schiedsrichtern gab war dieser Funktionär immer mittendrin, so berichteten es Schiedsrichter unserem Medium. Es wurde von Grüppchenbildungen und Angst im eigenen Kreis berichtet. Ist es deshalb damit getan, dass er alle seine Ämter niedergelegt hat oder sollte hier nicht noch tiefer geforscht werden und haben hier weitere Betroffenen einfach Angst sich zu melden? Was sind jetzt die Konsequenzen die daraus gezogen werden? Auch müssen die Gremien sich die Frage stellen, ob der zweite Verdächtigte, ein Polizeianwärter, überhaupt geeignet ist in höheren Klassen des Saarfußballs Spiele zu leiten, auch wenn er vom Sportgericht womöglich straffrei davonkommt. Viele Fragen sind offen und Antworten hat man den Eindruck sind wohl ungewünscht.
Wenn es schwierig wird verweist der Verbandsvorstand gerne auf seine Gewaltenteilung und unabhängige Gerichtbarkeit, aber hat man diese Strukturen nicht einmal überprüft, ob diese tatsächlich noch zeitgemäß sind. Der Vorsitzende der Spruchkammer Aktive beispielsweise ist seit langen Jahren auf der gleichen Position, einige bescheinigen dem Vorsitzenden schon eine Amtsmüdigkeit. Viele Mitglieder sind ebenfalls schon Jahre in den Gremien. Muss hier nicht einmal die handelnden Personen ausgetauscht werden und/oder sollte hier nicht ein ständiger Personalaustausch unter den einzelnen Verbandsgerichten geben um ständig in Bewegung zu bleiben und um eine freie und tatsächlich auch offene Gerichtsbarkeit gewährleisten zu können?
Eine weitere zentrale Frage in diesem Skandal, die sich der Verbandsvorstand stellen muss, sind hier die Opfer von Anfang an geschützt und unterstütz worden? Die betroffene Schiedsrichterinn, die mittlerweile aufgehört hat verneint dies ganz klar in ihrer Abschiedsmesssage heißt es: „…rechtlich hat die Vorstandschaft des SFV vielleicht nach bestem Wissen gehandelt, aber sozial und menschlich hat sie total versagt…“. Auch merkwürdig ist, dass gegen den Hauptverdächtigten erst bei der zweiten Anzeige ein Funktionärsverbot erlassen wurde, obwohl schon im ersten Fall die Vorwürfe gegen ihn schwer lagen. Hier muss der Vorstand Lehren und Erfahrungen ziehen um zukünftig besser auf sowas reagieren zu können. Opferschutz gilt immer noch vor Täterschutz. Eine Clearingstelle oder ähnliches sucht man beim SFV vergeblich.
Weiterhin müssen sich die Schiedsrichtergremien fragen, ob das Schiedsrichtersystem im Saarland noch zeitgemäß ist und nicht hier das zentrale Problem liegt? Ist das Bewertungsmodell in den höchsten saarländischen Ligen der Schiedsrichter noch am Puls der Zeit und die dabei handelnden Personen noch geeignet Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zu bewerten? Viele kritische Stimmen werden auch hier in der Schiedsrichterschaft immer lauter. Wo sind die Probleme warum es im Schiedsrichterwesen schon seit Jahren tiefe Gräben und tiefe Feindschaften gibt? Was sind die Gründe was steckt dahinter? Aufarbeitung, Selbstkritik und Veränderungen sind bisher Fehlanzeige.
Letztendlich muss sich der Vorstand daran messen welche Bilanz er in zwei Jahren vorbringen kann und hat er die Ziele, die bei der Kampfabstimmung im Jahr 2020 gesteckt und große Erwartungen geweckt wurden überhaupt erfüllt oder brauch es doch einmal der komplette Wechsel eines externen wie Thorsten Klein es vor vier Jahren angestrebt hat?
Das sind alles Fragen, die sich der Verbandsvorstand und die Gremien des Fußballverbandes am Schluss stellen und aufarbeiten müssen, denn ein weiter so, kann es und darf es nicht geben dies sind sie ihren Mitgliedern, Vereinen, Sponsoren,… schuldig!