Neunkirchen. Es war, als hätte das Ellenfeld selbst auf einen Wendepunkt gewartet. Dunkle Wolken zogen über das Stadion, der Regen prasselte auf die rund 250 Zuschauer, und Borussia Neunkirchen lag mit 0:2 zurück. Doch dann folgte ein Aufbäumen, wie es dem traditionsreichen Klub im Blut liegt: Mit Leidenschaft, Wille und taktischem Mut drehte die Elf von Daniel Rodenbusch und Jörg Backes das Spiel gegen die Sportfreunde Köllerbach – 3:2 zum Einstand des neuen Trainerduos.
Ein Neuanfang mit vertrauten Gesichtern
Seit dem Rücktritt von Jan Berger stand Borussia vor einem Umbruch. Eine Entlassung war es nicht, sondern ein Schritt aus freien Stücken – und ein Wechsel mit Weitblick.
„Manchmal ist es einfach Zeit, Platz für neue Impulse zu machen“, sagte Berger kurz nach seinem Abschied. „Borussia liegt mir am Herzen, und ich wünsche der Mannschaft, dass sie ihren Weg weitergeht.“
Sein Wunsch ging schon im ersten Spiel in Erfüllung. Mit Daniel Rodenbusch, 35 Jahre jung und bislang erfolgreicher Coach der U23, setzte die Borussia auf Kontinuität und frischen Elan. Unterstützt wird er von Jörg Backes, der nach vielen Jahren an der Seite von Berger bewusst blieb.
„Ich wollte den Verein und die Mannschaft in dieser Lage nicht im Stich lassen“, sagt Backes. „Die Jungs haben das Vertrauen verdient. Daniel und ich haben von Anfang an offen miteinander gearbeitet, wir ziehen an einem Strang.“
Rodenbusch, hauptberuflich Abteilungsleiter bei der Deutschen Glasfaser, bringt eine Mischung aus Ehrgeiz und Bodenhaftung mit:
„Ich bin fordernd, aber realistisch“, erklärt er. „Meine Mannschaft ist für mich ein Stück weit Familie. Ich schenke den Jungs Vertrauen, aber erwarte, dass sie es zurückzahlen.“
Training, Teamgeist und Telefonate
Schon in den ersten Tagen zeigte sich, dass das neue Gespann funktioniert.
„Wir sind im ständigen Austausch – ich telefoniere derzeit mehr mit Jörg als mit meiner Frau“, lacht Rodenbusch.
Backes ergänzt: „Wir besprechen uns im Trainerbüro, finden gemeinsam Lösungen und gehen mit den Spielern offen um. Das schafft Vertrauen – und das ist gerade jetzt entscheidend.“
Die Rollen sind klar: Rodenbusch ist Chef an der Linie, Backes bleibt als erfahrener Begleiter und Torwarttrainer eng eingebunden. „Ich empfinde es als schöne Aufgabe, einem jungen Trainer in seiner ersten Chefrolle zur Seite zu stehen“, so Backes. „Und wenn das so weiterläuft, kann ich mir gut vorstellen, das auch über die Saison hinaus fortzuführen.“
Das Spiel: Vom Regen in die Euphorie
Köllerbach, traditionell spielstark und mit erfahrenen Akteuren gespickt, erwies sich als der erwartet schwere Gegner. Borussia begann mutig, doch ein unglücklich abgefälschter Freistoß von Jan Issa (26.) und der Treffer von Batikan Sonsuz (37.) stellten den Spielverlauf auf den Kopf.
„Da haben wir nicht durchgeschoben, sind stehen geblieben“, kritisierte Rodenbusch später.
Noch vor der Pause verpassten Cullmann und Bayer gute Möglichkeiten, ein reguläres Tor wurde aberkannt – das Pech der letzten Wochen schien weiterzugehen.
Doch nach dem Seitenwechsel drehte sich alles: „Ich habe in der Pause mehr Konsequenz in den Zweikämpfen eingefordert“, erzählte Rodenbusch. „Wir haben das System umgestellt – und plötzlich war Energie da.“
Dann die Erlösung: Dominik Cullmann mit einem Traumtor zum 1:2, kurz darauf der Ausgleich – und schließlich Tobias Jänicke mit dem Siegtreffer (87.), der das Ellenfeld beben ließ.
„Jetzt seid ihr mal dran!“
Bereits vor dem Spiel hatte Backes gehofft, dass Fortuna sich wieder der Borussia zuwendet:
„Wir müssen alles dafür tun, dass das Glück sagt: Jetzt seid ihr mal dran!“
Am Sonntag tat sie es – und wie!
„Wir haben zwei völlig verschiedene Halbzeiten gesehen“, bilanzierte Rodenbusch. „In der zweiten waren wir klar besser, haben das Spiel dominiert und uns endlich belohnt.“
Backes ergänzte: „Die Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft, ihr Herz auf dem Platz gelassen. Genau das ist Borussia!“
Ein Sieg, der mehr bedeutet
Mit dem verdienten 3:2-Erfolg belohnte sich das Team nach zwei sieglosen Spielen selbst – und schenkte seinem neuen Trainerduo einen Einstand, wie er kaum schöner sein könnte.
„Wichtig ist, dass wir Ruhe reinbringen und jedes Spiel als Chance sehen“, sagt Rodenbusch. „Wenn wir fighten, mit Leidenschaft und Herz, nehmen wir auch das Publikum mit.“
Im strömenden Regen von Neunkirchen zeigte Borussia, dass ein Neuanfang gelingen kann, wenn man ihn mit Mut, Miteinander und Menschlichkeit angeht – ganz im Sinne von Jan Berger, der den Staffelstab übergab.
Und eines ist sicher: In den kommenden Wochen bleibt es spannend im Ellenfeld – wir alle sind gespannt, wohin sich diese Borussia entwickelt.


















