St. Ingbert. Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn man die heruntergekommenen Umkleidekabinen des einstigen Traditionsvereins St. Ingbert betrachtet. Die Umkleiden oben am Brascheplatz, wo viele talentierte Fußballer sich für große Spiele ihres Vereins umzogen, wirken jetzt surreal in ihrer Verwahrlosung.
Welch ein Verein war das, der 2017/18 endgültig den aktiven Spielbetrieb einstellte! Wenige wissen, dass der Verein 1909 als FC Viktoria St. Ingbert gegründet wurde. 1917 schloss sich der FC Bavaria St. Ingbert an. 1937 fusionierten alle örtlichen Vereine zum VfL St. Ingbert, der sich am 26. Dezember 1945 in SV St. Ingbert umbenannte. Am 7. August 1948 spaltete sich zunächst der 1. FC St. Ingbert ab, gefolgt am 5. März 1950 vom FC Viktoria 09 St. Ingbert. 1950 stieg der Verein in die Amateurliga Saarland auf. Unter Trainer Karl Slopianka-Hoppe begann die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte. 1955 wurde die Mannschaft saarländischer Meister. Helmut Schön übernahm kurz vor der Aufstiegsrunde zur II. Division das Traineramt und führte die Mannschaft zum Aufstieg. Nach einem zwölften Platz in der Saison 1955/56 folgte ein Jahr später die Meisterschaft und der Aufstieg in die Oberliga Südwest. In der Saison 1957/58 startete St. Ingbert gut mit einem 4:0 über den FV Speyer und übernahm die Tabellenführung. Während der Saison erkrankte Heinz Vollmar an Tuberkulose, und ohne ihn stieg die Mannschaft als Tabellenletzter ab. Bis zur Auflösung der II. Division im Jahr 1963 gehörte der Verein dieser Klasse an. In den Folgejahren spielte der SV St. Ingbert in der Amateurliga Saarland. Höhepunkte waren die Vizemeisterschaften 1965, 1967 und 1969. 1971 folgte der Abstieg in die 2. Amateurliga. Nach zwei Jahren gelang der Wiederaufstieg, gefolgt von der Meisterschaft in der Amateurliga 1974. Aufgrund der Auflösung der Regionalliga Südwest war dieser Erfolg jedoch bedeutungslos. 1981 stieg der SV St. Ingbert erneut aus der mittlerweile Verbandsliga Saarland genannten Klasse ab und wurde direkt in die Bezirksliga durchgereicht. Nach dem direkten Wiederaufstieg schaffte die Mannschaft den Durchmarsch in die Verbandsliga. In der Saison 1987/88 nahm der SV St. Ingbert am DFB-Pokal teil und unterlag in der ersten Runde der SG Union Solingen mit 0:2. Ein letztes Aufbäumen erlebte der Verein in den späten 1990er Jahren, als erneut der Durchmarsch von der Bezirks- in die Verbandsliga gelang. Dieser Höhenflug war jedoch nur von kurzer Dauer, und 2005 musste die Mannschaft in die Kreisliga absteigen. Mittlerweile ist die Mannschaft zurück in der Landesliga und feierte dort 2013 die Meisterschaft, was den Aufstieg in die Verbandsliga bedeutete. Im Juli 2016 zog der Verein aus personellen Gründen die erste Mannschaft vom Saisonbeginn aus der Verbandsliga zurück und plante einen Neustart in der Landesliga. Zur Saison 2017/18 spielte der SV St. Ingbert eine Saison in der Landesliga Ost, bevor die Herrenmannschaft endgültig vom aktiven Spielbetrieb abgemeldet wurde. Es ist einfach nur schade!